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Sportberichterstattung bald nur noch gegen Bezahlung?

Sport – die wichtigste Nebensache der Welt – und die Sportberichterstattung interessieren und bewegen Menschen. Vor allem die Sportberichterstattung hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt.

Die reine Berichterstattung ist immer weniger gefragt, Hintergründiges und «Stories» erzielen hohe Zuschauer-, Leser- und Klickzahlen. Bezahlschranken haben Einzug gehalten. Wohin die Reise mit welchen Konsequenzen weiter gehen könnte, darüber wurde kürzlich am Medienforum der SRG Ostschweiz im Pfalzkeller in St.Gallen intensiv und lebhaft diskutiert.

«Bis anhin wurde fast alles frei Haus geliefert», stellte Canisius Braun, Präsident der SRG Ostschweiz, einleitend zur Sportberichterstattung in den elektronischen Medien fest. Stefan Bürer, Geschäftsleitungsmitglied der Rapperswil-Jona Lakers, bestätigte diese Aussage: «Früher hatte die SRG viele Sportrechte. Wir waren verwöhnt, aber heute muss man vermehrt bezahlen. Das ist eine Tatsache.» Dem widersprach SRF-Sportchef Roland Mägerle nicht, allerdings betonte er: «Die SRG hat immer noch viele Sportrechte und ein breites Angebot. Das wollen wir so weit wie möglich erhalten.» Letztlich entscheide aber das Geld, so Patricia Loher, Ressortleiterin Sport des St.Galler Tagblatts, deshalb könne man nicht unendlich viel bieten. Im Onlinebereich seien die Klickzahlen das Mass aller Dinge geworden, ob man das nun gut finde oder nicht.

Zu schaffen machen den klassischen Medien auch die sozialen Medien, so der Input von Moderator Thomas Zuberbühler. Sie erlauben es Verbänden und Vereinen unter Umgehung der klassischen Medien mit ihrem Publikum und ihren Fans zu kommunizieren. So können sie im Internet beispielsweise eigene Interviews mit Sportlerinnen und Sportlern sowie eigene Beiträge veröffentlichen. Dazu waren die Meinungen einhellig. Patricia Loher sagte: «Wir übernehmen keine Inhalte von Social Media. Wir müssen die kritischen Fragen stellen, das macht kein Verein oder Verband.» Für NZZ-Journalist Samuel Tanner war klar: «Angebotene Interviews haben nichts mit Journalismus zu tun.» Und selbst Stefan Bürer als Vertreter eines Klubs meinte: «Kritische Berichterstattung muss Platz haben.» Das gelte auch in Bezug auf das sogenannte Sport-Washing, bei dem durch sportliche Grossanlässe das Image eines Landes verbessert werden soll. Als Beispiel wurden die olympischen Spiele 2014 in Sotschi erwähnt, die Präsident Putin für seine politischen Zwecke nutzte. «Kritische Berichte zu solchen Anlässen sind wichtig und können vielleicht etwas bewirken im Bestreben gegen Gigantismus und Umweltzerstörung», meinte Roland Mägerle.

Moderator Thomas Zuberbühler wollte im Weiteren von seinen Gästen wissen, ob es angebracht sei, auch Fussball der saudi-arabischen Liga zu übertragen, nachdem dort – dem Lockruf des Geldes folgend – zahlreiche europäische Fussballer spielten. Hinter dieser gigantischen Einkaufstour der Saudis verortet Samuel Tanner in erster Linie politische Gründe und meint, dass dieses Gebaren dem Sport letztlich schade. «Diese Auswüchse sind krank», konstatierte Bürer kurz und bündig. Samuel Tanner hielt jedoch auch fest, dass die Saudis nur das machten, was in Europa schon lange Praxis sei, nur seien hier die Beträge nicht so exorbitant hoch.

Zum Schluss fragte ein Zuschauer, was ein allfälliges Ja zur SRG-Halbierungsinitiative für die Sportberichterstattung im Schweizer Fernsehen bedeuten würde. Roland Mägerle sprach von massiven Konsequenzen für alle Bereiche, jedoch insbesondere für den Sport. Sein Rezept: «Wir wollen noch mehr zeigen, was wir machen, und mit Leistungen überzeugen.» Nach rund anderthalb Stunden Diskussion war von einer Halbierung nicht mehr die Rede, denn allen Anwesenden wurde eine ganze St.Galler Bratwurst offeriert.

Walter Hofstetter, Kommission für Öffentlichkeitsarbeit

Fotos: Marco Hartmann

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