Langenstein
SRG Ostschweiz Medienmitteilungen

Beängstigende Medienentwicklung in Europa

Wie journalistische Unabhängigkeit wahren? Der Einfluss amerikanischer digitaler Unternehmen in Europa wird immer grösser und bedroht unsere Medienlandschaft und die journalistische Unabhängigkeit. Dieses Fazit zog kürzlich ein Medienforum der SRG Ostschweiz. Politiker waren sich einig: Medien müssen gefördert und eine Grundversorgung gewährleistet werden.

Es war ein düsteres Bild, das Gottfried Langenstein, Geschäftsführer von 3sat, am Medienforum der SRG Ostschweiz über die Medienentwicklung in Europa zeichnete. Die mächtigsten Unternehmen des digitalen Marktes – Microsoft, Ebay, Amazon, Google, Facebook – kommen alle aus den USA und gewinnen in Europa laufend mehr Einfluss und Macht „ohne jegliche gesellschaftliche Verantwortung zu tragen“. Sie sind nicht standortgebunden und können damit standortgebundenen Regelungen entgehen; ihre Güter verursachen keine Transportkosten und werden vom Zoll nicht erfasst. Damit haben, so Langenstein, digitale Unternehmen unverhältnismässige Wettbewerbsvorteile und ausserordentliche Wachstumschancen in sehr kurzen Zeiträumen.

Faktische Steuerfreiheit

Das grösste Problem der digitalen Welt aber sieht Langenstein „in der Zersetzung der Gemeinwesen durch Steuervermeidung digitaler Konzerne“. Sie verringern ihre Gewinne in Steueroasen und durch undurchsichtige Transaktionen und wirtschaften faktisch steuerfrei. Sie haben enorme Kenntnisse über ihre Kunden und verfügen über die weltweit grösste Kundenkartei. Damit können sie die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden in vielerlei Wirtschaftszeigen erfüllen. Denn längst sind sie nicht mehr nur in ihren ursprünglichen Bereiche der Kommunikation, der Verbreitung von Medieninhalten, der Suchmaschinen, Plattformen und Netzwerke tätig, sondern darüber hinaus unter anderem im Banken- und Zahlungswesen.

Grundversorgung gewährleisten

Wie eine kleine Medienlandschaft wie die Schweiz dieser Entwicklung begegnen kann, brachte bei der Runde mit Medienschaffenden, Medienwissenschaftern und Politikern unterschiedliche Antworten. Regierungsrat Jakob Stark stellte fest, dass „staatspolitische Räume wie die Kantone medial abgedeckt und entsprechende Redaktionskapazitäten geschafft werden müssen.“ Auch Nationalrätin Edith Graf-Litscher verlangte eine Art Medienförderung: Eine Grundversorgung mit einem qualitativ guten Journalismus müsse gewährleistet sein. Von den Medienunternehmen wurde mehr Offenheit und Zusammenarbeit mit andern kulturellen Veranstaltern und der vielfältige und koordinierte Einsatz von Radio und Fernsehen mit sozialen Medien gefordert. Konkret wurde geltend gemacht, dass dank Digitalisierung günstiger und also mit dem gleichen Geld mehr Inhalte produziert werden könne. Schliesslich wies Iso Rechsteiner von der SRG Geschäftsleitung darauf hin, dass 95 Prozent der SRG Leistungen von kommerziellen Sendern aus finanziellen Gründen nicht erbracht werden könnten und dass die SRG mit ihren medialen Eigenleistungen unter dem Titel Swissness viel zur Identifikation mit der Schweiz beitrage.

Medienmitteilung (PDF)

Referat und Diskussion (Regionaljournal Ostschweiz)

Das Video der Veranstaltung finden Sie ab dem 10. November 2014 unter:

Mitteilungen SRG Ostschweiz

Einstiegsvideo zum Medienforum

Weitere Auskünfte erteilt Monika Gessler, Leiterin Geschäftsstelle SRG Ostschweiz
Tel. 071 243 22 14, Mobile 079 698 26 93, monika.gessler@srf.ch.

Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Bild von Austausch zur Zukunft der Medien mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga

Austausch zur Zukunft der Medien mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga

Auf Einladung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga haben sich am 10. Mai 2019 Vertreterinnen und Vertreter der Medienbranche, von Organisationen und Behörden in Bern zu einem Austausch getroffen. Dabei ging es um die Zukunft der Medien in der Schweiz und die Fördermöglichkeiten der öffentlichen Hand.

Weiterlesen

Bild von Beängstigende Medienentwicklung in Europa

Beängstigende Medienentwicklung in Europa

Die grossen amerikanischen Unternehmen der digitalen Welt bedrohen unsere Wirtschaft, aber auch unsere kulturelle Vielfalt und unsere Medienlandschaft. Diesen Schluss zog Gottfried Langenstein, Geschäftsführer von 3sat, an einem Medienforum der SRG Ostschweiz. LINK fragte: Was kann gegen diese wirtschaftliche Dominanz unternommen werden?

Weiterlesen

Bild von Jubiläumssendung Radio SRF 4 News

Jubiläumssendung Radio SRF 4 News

Der Informationskanal Radio SRF 4 News betreibt seit zehn Jahren News-Journalismus. Ein Jahrzehnt der Polarisierung in gesellschaftlicher und auch medienpolitischer Hinsicht. Am Freitag, 3. November 2017, sendet Radio SRF 4 News live aus dem MAZ in Luzern.

Weiterlesen

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit (bitte beachten Sie die Netiquette und Rechtliches)

Lade Kommentare...
Noch keine Kommentare vorhanden

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht