Peter Moor-Trevisan, Präsident SRG AG SO

Fürchtet euch nicht!

Nein, das gibt keine Adventspredigt. Aber ich finde, die Bedenkenträger (und gefühlt etwas weniger Bedenkenträgerinnen) haben in den letzten Monaten zu viel Gewicht bekommen. Klar, Corona hat uns tatsächlich das Fürchten gelernt. Aber selbst hier finde ich, Zuversicht bringt uns weiter als Sorge. Zuversicht heisst beispielsweise, darauf zu vertrauen, dass der Moment kommt, wo Corona unser Leben nicht mehr stärker beeinträchtigt als andere Umstände (und möglichst, bevor die eher zynische Aussage des scheidenden deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn zutrifft: «Am Schluss heisst 3 G geimpft, genesen oder gestorben.»).

Mir geht es hier ja um die SRG. Der Umbau bei SRF wird vor allem in den Printmedien sehr kritisch begleitet. Das bekommen wir bei der Trägerschaft direkt zu spüren, indem uns Mitglieder darauf ansprechen und Zweifel am Vorgehen äussern. Abgesehen davon, dass die grossen Verlagshäuser gelinde gesagt nicht ganz frei von Eigeninteressen sind (wenn SRF insbesondere auf Instagram zeigt, wie zukunftsträchtiger, relevanter Journalismus in digitalen Medien funktioniert, fühlen sie sich offensichtlich bedroht), ist einmal mehr festzuhalten, dass die linearen TV- und Radioprogramme auch in Zukunft klar im Mittelpunkt stehen: Sie erhalten mit SRF2024 immer noch 80 Prozent der Mittel. Ich finde: Fürchtet euch nicht! (Und schaut mal rein auf Instagram!)

Das gleiche gilt meines Erachtens gegenüber den Plänen von SVP und anderen SRG-Gegnern, nächstes Jahr erneut eine Initiative zur Senkung der Mediengebühren zu lancieren. Zweifellos wird diese Initiative zustande kommen und damit die öffentliche Diskussion über die SRG anheizen. Aber muss das negativ sein? Mit grosser Offenheit und dem berechtigten Selbstvertrauen kann die SRG diese Diskussion nutzen, um ihre Legitimation noch breiter abzustützen. Ich finde: kein Grund, sich zu fürchten. Ich finde allerdings auch, dass in Sachen Offenheit noch viel Luft nach oben besteht – und Selbstvertrauen sollte nicht als Selbstgefälligkeit erscheinen.

Die Welt verändert sich rasant. Aber hat sie das nicht schon immer? «Fürchtet euch nicht!», sagte der Engel zu den Hirten im Umland von Bethlehem. Verständlich: Er offenbarte ihnen nicht weniger als die Ankunft des Messias... Aber sie haben sich getraut und sind dem Stern gefolgt. Hätten wir heute noch diesen Mut?

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine besinnliche, entspannte Adventszeit. Unsere Mitglieder werden übrigens von der SRG Aargau Solothurn noch einen ganz besonderen Gruss zum Jahreswechsel erhalten. Fürchten Sie sich nicht: Es ist etwas Gutes!

Text: Peter Moor-Trevisan, Präsident SRG Aargau Solothurn