Seltene Treffen über die Sprachgrenzen

Es wäre ganz bestimmt nicht zutreffend, würde man die Organisation der SRG als einfach bezeichnen. Ich beschränke mich hier deshalb einmal auf die vier Sprachregionen: deutsch, französisch, italienisch, rätoromanisch. Die vier Regionalgesellschaften bilden zusammen die SRG SSR, genau genommen sind sie deren einzige Mitglieder. Während die deutsche, die französische und die rätoromanische Organisation Vereine sind, ist die italienischsprachige eine Genossenschaft.
Wie auch immer: In jeder der vier Regionen gibt es einen Regionalvorstand, der die Organisation leitet, und eine Geschäftsstelle, die operativ wirkt. Kleine Finesse am Rand: alle vier Präsidenten sind Männer, alle vier Geschäftsführerinnen Frauen. Die Präsidenten sind von Amtes wegen Mitglieder des Verwaltungsrats der SRG und treffen sich also in diesem Kreis regelmässig, zudem gibt es eine Präsidentenkonferenz unter der Leitung des Verwaltungsratspräsidenten. Auch die Geschäftsführerinnen treffen sich mehrmals jährlich zum Austausch.
Anders sieht es auf den unteren Ebenen aus: Nur unregelmässig (vorgesehen wäre alle zwei Jahre) kommen die vier Regionalvorstände zusammen. Für Basismitglieder gibt es seit einiger Zeit gar keine Möglichkeiten mehr, sich gesamtschweizerisch zu begegnen.
Immerhin findet einmal jährlich das Forum SRG statt, zu dem Gremienmitglieder aller Stufen und aller Regionen nach Luzern eingeladen werden. Dieses Jahr war es recht gut besucht, alle vier Sprachregionen waren sichtbar vertreten. Das dürfte auch am Thema gelegen haben: Erst wurden die Zwischenresultate des Projekts «Public Value» vorgestellt und danach durchgespielt, wie diese in den nächsten Monaten in den vier Regionen mit der Bevölkerung diskutiert werden sollen.
Leider bietet das Forum nur wenig Gelegenheit, sich mit den Kolleginnen und Kollegen aus den andern Sprachregionen auszutauschen, da das Programm straff und teilweise auch nach Sprachen unterteilt abläuft. Dennoch lassen sich kulturelle Unterschiede durchaus wahrnehmen: Während die Vereine der Romandie und der Rumantscha ein sehr enges Verhältnis zu den jeweiligen Unternehmenseinheiten (RTS und RTR) haben, bemühen sich die deutsche und die italienische Schweiz spürbar um eine kritische, aber freundschaftliche Distanz zu SRF und RSI. Es sind zwei unterschiedliche Ansätze, um die gleiche Aufgabe umzusetzen: Die Medien der SRG als unabhängige Stimme in der demokratischen Gesellschaft zu verankern.