Schweizer Presserat dank Rettungsring bis Ende 2023 gesichert

Presserat kann weiterarbeiten
Die Tätigkeiten des Schweizer Pressrats sind dank eines finanziellen Rettungsrings vorerst bis Ende 2023 gesichert. Der Stiftungsrat schiesst einmalig 100'000 Franken ein. Das gibt dem Ethikorgan der Medien Zeit, Lösungen für die längerfristige Finanzierung zu finden.

Der Rettungsring wurde durch die Ablehnung des Medienförderungspakets durch das Stimmvolk im Februar nötig. Dies teilte der Presserat am Mittwoch an seiner Jahresmedienkonferenz mit. Dadurch rückte eine dringend benötigte Finanzierung in weite Ferne.

Die einmaligen 100'000 Franken sprach der für die Finanzierung zuständige Stiftungsrat der sechs Trägerorganisationen aus. Ziel sei, die kostenlosen Dienstleistungen des Presserats in der gewohnten Qualität aufrechterhalten zu können. Massgeblich zur Lösung beigetragen haben gemäss dem Presserat der Verlegerverband Schweizer Medien und SRG SSR.

Stiftungsrats-Präsidentin Martina Fehr erklärte, die Suche nach Mitteln für ein nachhaltiges finanzielles Fundament gehe weiter. Dazu treibt der Presserat das Fundraising voran und ein Gönnerverein ist im Aufbau. Ziel ist es, mit den so generierten Mitteln, Projekte zu realisieren, für welche das reguläre Budget nicht reicht. Dadurch soll die Arbeit des Presserats gestärkt werden.

Der Presserat ist in seiner finanziellen und personellen Ausstattung auf 80 Beschwerden im Jahr ausgelegt. Er ist aber seit 2017 teilweise mit doppelt so vielen konfrontiert, wie seine Präsidentin Susan Boos zeigte. 2021 etwa erledigte er 197 Beschwerden, ein Rekord.

Keine finanzielle Förderung für Medien
Die Unterstützung des Presserats gehörte zum unumstrittenen Teil der stark kritisierten Medienförderungs-Vorlage, die das Stimmvolk am 13. Februar bachab geschickt hat. Bis zu 23 Millionen Franken mehr wären für den Presserat, Aus- und Weiterbildung, Nachrichtenagenturen und IT-Projekte von Medien vorgesehen gewesen. Heute werden die Medien mit bloss fünf Millionen unterstützt.

Der Presserat ist breit abgestützt. Die Trägerorganisationen seiner Stiftung sind: Der Journalismus-Berufsverband Impressum, die Mediengewerkschaften Syndicom und Syndikat Schweizer Medienschaffende (SSM). Auch Konferenz der Chefredaktorinnen und -redaktoren, der Verlegerverband Schweizer Medien sowie die SRG SSR gehören dazu. Die Vertreterzahl bemisst sich nach der Beitragshöhe.

Quelle: SDA, 15.06.22

Schweizer Presserat

Zu einer funktionierenden Demokratie mit pluralistischen, unabhängigen Medientiteln gehört eine Kontrollinstanz, die über die Einhaltung von journalistischen Regeln wacht. Diese journalistische "Ethikkommission" bildet der Schweizer Presserat.

Der Presserat ist eine Beschwerdestelle für Medienkonsument:innen und Medienschaffende. Seine Aufgabe ist es, die Einhaltung des Journalistenkodex zu wachen. Dieser Kodex umfasst die "Erklärung der Pflichten und Rechte der Jounalistinnen und Journalisten", ein detaillierter Katalog von ethischen und juristischen Guidelines, die z. B. die Wahrung der Privatsphäre, den Respekt der Menschenwürde oder eine unabhängige, unbeeinflusste Berichterstattung etc. umfassen.

Jederfrau und -mann kann mit einer Beschwerde über einen Artikel oder Beitrag an den Presserat gelangen, das Verfahren ist kostenlos. Der Rat entscheidet und begründet dann, ob und wie ein journalistischer Beitrag in der Presse, in den audiovisuellen Medien oder im Internet die Richtlinien verletzt hat. Er verfasst eine Stellungnahme, die in den Medien veröffentlicht wird – er kann aber keine Sanktionen aussprechen.

Der Rat trägt zur freiwilligen Selbstregulierung der Branche bei. Darüber hinaus regt er zur Diskussion über medienethische Themen an und steht für die Meinungsäusserungsfreiheit ein.

Quelle: presserat.ch, 03.07.22
LInk: presserat.ch

Text: Rolf Schöner, Ressort Medienpolitik/Medienkritik

Bild: Gerd Altmann, Pixabay