Moderator Michael Weinmann interviewt im Aussenbereich des Bads in Leukerbad den Gemeindepräsidenten von Leukerbad Christian Grichting
SRG Deutschschweiz Ombudsstelle

«Die Alpenreise» war für Leukerbad nicht rufschädigend

Mit ihrem Sommerprojekt «Die Alpenreise» durchquerte die Sendung «Schweiz aktuell» während drei Wochen auf SRF 1 die Schweizer Berglandschaft. In zwei Sendungen führte die Reise zu den Tourismusorten Leukerbad und Rigi Kaltbad. Beide Sendungen wurden beanstandet. Drei Beanstander sind der Auffassung, Leukerbad sei zu negativ dargestellt worden. Eine weitere Beanstanderin beklagt, sie sei als Bewohnerin von Rigi Kaltbad falsch zitiert worden. Ombudsmann Roger Blum kann bei allen Beanstandungen keine Verletzung der gesetzlichen Bestimmungen feststellen.

Als «Schlag ins Gesicht» und rufschädigend empfinden drei Beanstander die Sendung «Die Alpenreise: Live aus Leukerbad, Kochen im Biwak» vom 19. Juli 2018. Die Sendung behandle nur die schlechten Seiten von Leukerbad wie die marode Infrastruktur oder leerstehende Zweitwohnungen. Positives wie die top ausgerüsteten Sportanlagen, das Wellnessangebot oder die schöne Landschaft kämen im Beitrag nicht vor. Damit sei ein Zerrbild von Leukerbad vermittelt worden.

«Fernsehen SRF ist keine Tourismus-Agentur, und Journalismus ist nicht Propaganda. Journalismus ist a priori kritisch, und das heisst, dass immer Licht und Schatten gezeigt werden.» Roger Blum, Ombudsmann

Basil Honegger, Redaktionsleiter von «Schweiz aktuell», verweist in seiner Stellungnahme auf den journalistischen Ansatz der Serie. Die «Alpenreise» habe sich zum Ziel gesetzt, aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und klimatische Aspekte des Alpenraums zu thematisieren. Ausserdem habe man die Entwicklung des Alpenraums und insbesondere des Tourismus der vergangenen 155 Jahre aufzeigen wollen. Leukerbad stehe exemplarisch für eine Entwicklung des Bädertourismus im Alpenraum. Der Ferienort ist in den 90er Jahren in grosse finanzielle Schwierigkeiten geraten und unter Beiratschaft des Kantons gestellt worden. Es wäre journalistisch falsch gewesen, dies nicht zu thematisieren, so Honegger.

Derselben Ansicht ist auch Ombudsmann Roger Blum: «Fernsehen SRF ist keine Tourismus-Agentur, und Journalismus ist nicht Propaganda. Journalismus ist a priori kritisch, und das heisst, dass immer Licht und Schatten gezeigt werden».

Basil Honegger weist darauf hin, dass der Gemeindepräsident von Leukerbad zu allen aufgeworfenen Fragen Stellung nehmen konnte. Ausserdem berichtete eine zweite Sendung am Folgetag über den Aufstieg von Leukerbad auf den Gemmipass. Diese Reportage habe die von den Beanstandern geforderten Naturschönheiten ausgiebig gezeigt, so Honegger. Aufgrund dieser zweiten Sendung und weil SRF den Verantwortlichen von Leukerbad ausreichend Raum gegeben habe, ihre Situation zu erklären und ihre Position darzulegen, findet Ombudsmann Roger Blum die Sendung alles andere als rufschädigend. Blum kann die drei Beanstandungen nicht unterstützen.

Einkaufssituation auf Rigi Kaltbad

Roger Blum behandelte eine weitere Beanstandung zur Sommerserie «Die Alpenreise». Sie betrifft die Sendung «Live aus Rigi Kaltbad, Die letzte Etappe am Berg» vom 2. August 2018. Eine Bewohnerin des Bergorts beklagt, dass sie in der Sendung falsch zitiert worden sei. So habe sie nie gesagt, dass es im Dorf keinen richtigen Laden mehr gebe. Sie habe auch nicht gesagt, dass sie täglich im Tal einkaufen gehe. Vielmehr gehe sie wöchentlich einmal im Tal diejenigen Sachen einkaufen, die sie im Dorfladen nicht bekomme. Die Beanstanderin weist darauf hin, dass sie aufgrund der unpräzisen Wiedergabe nun in ihrem Dorf verpönt sei.

Nach Ansicht von Basil Honegger wurde die Einkaufssituation in Rigi Kaltbad korrekt wiedergegeben. Der frühere Dorfladen präsentiere sich heute als Kiosk-ähnlicher Laden, der klar auf Touristen ausgerichtet sei. Aufgrund des hohen Preisniveaus und dem limitierten Produktesortiment eigne er sich nicht für grössere Einkäufe der Anwohnerinnen und Anwohner.

Ein Missverständnis zwischen der interviewten Dorfbewohnerin und den Journalisten habe es betreffend Häufigkeit ihrer Einkäufe im Tal gegeben, räumt Honegger ein. Die Redaktion habe das Missverständnis auf der SRF-Website unter «Korrekturen» sowie im Online-Artikel der Sendung richtiggestellt. Der Gesamteindruck der Sendung sei jedoch nicht verfälscht worden.

Roger Blum zeigt auf, dass die Beanstanderin die Einkaufssituation von Rigi-Kaltbad im Beitrag differenziert und auf positive Weise schildere. Sie habe im gezeigten Interview nichts Negatives über den Dorfladen gesagt. Mit den Korrekturen und den Hinweisen auf der SRF-Website habe die Redaktion dem Anliegen der Beanstanderin allerdings Genüge getan. Obwohl er Verständnis für die Situation der Beanstanderin hat, kann der Ombudsmann ihre Beanstandung nicht unterstützen.


Schlussbericht Ombudsstelle 5535 , 5538 und 5542

Schlussbericht Ombudsstelle 5544

Zur Sommerserie «Die Alpenreise» von «Schweiz aktuell»

Zur Sendung «Live aus Leukerbad, Kochen im Biwak» vom 19. Juli 2018

Zur Sendung «Live aus Rigi Kaltbad, Die letzte Etappe am Berg» vom 2. August 2018


Text: SRG.D/dl

Bild: Moderator Michael Weinmann interviewt Christian Grichting, Gemeindepräsident von Leukerbad. Aus «Live aus Leukerbad» vom 19.7.18. Screenshot, SRF

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